Garten. Garten. Garten.

Ich lasse Texte ungern Korrektur lesen. Häufig werde ich mit vermeintlich guter Intention daran erinnert, dass Wortwiederholungen in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen verboten sind. Nehmen wir einmal das Wort Garten. Ständig taucht es auf, schließlich handelt es sich um eine Gartenkolumne.

Welchen Mehrwert hat es, wenn ich nach Synonymen suche und stattdessen zur Abwechslung von Oasen im Grünen oder Grünanlagen spreche? Gar keinen, liebe Deutschlehrer. Zumal eine ganz fundamentale Eigenschaft des Gartens beziehungsweise Gärtnerns ist, dass sich alles ständig wiederholt. Die Jahreszeiten, die Arbeitsgänge, Frühblüher und Obstschwemmen. Alles kehrt wieder. Warum dann nicht auch konsequent und stetig vom Garten sprechen?
Genau wie Unkräuter, die immer wieder auflaufen, ganz gleich, ob man sie mit dem Rotstift angestrichen, herausgezogen oder Herbizide versprüht hat. In ihrer Eindringlichkeit sind sie zu festen Bestandteilen der Gartenarbeit geworden, im ewigen Kampf auf den Gemüseschlachtfeldern. Sind literarische Repetitionen in den Augen des Lesers etwa wie Dornen von lästigen und immer wiederkehrenden Brombeersträuchern, die uns rhetorische Stiche zufügen und uns an unseren Platz in der Natur erinnern?

Zu Beginn des Johannesevangeliums heißt es: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott.“ Bitteschön. Wiederholungen sind eindringlich wie gutes Wurzelwerk. Das wussten sogar die Autoren der Bibel. Am Johannistag, dem 24. Juni, wird vielerorts dem Geburtstag von Johannis dem Täufer gedacht. Ein schönes Gartenfest, bei dem es sich jedes Jahr anbietet ein paar sperrige Zweige zu verbrennen.
Ist es nicht genau dieses Wiederkehrende, die Stetigkeit der Natur, die einen besonderen Reiz des Gärtnerns ausmacht? Überrascht wird, wer die Zeitung aufschlägt. In meinem Garten bleibt alles beim Alten.

Theodor Jähkel