Gab Goethe einen Korb: Anna Katharina Schönkopf

1765, zur Michaelismesse, traf der noch sehr junge Johann Wolfgang Goethe in Leipzig ein, um Jura zu studieren. Die Stadt mit ihren prächtigen Barockbauten und -gärten imponierte dem 16-Jährigen; seine „Studentenbude“ fand er in der Großen Feuerkugel am Neumarkt. Seine Freunde Johann Adam Horn und Georg Schlosser wohnten am Brühl beim Zinngießer Christian Gottlob Schönkopf, der einen kleinen Weinausschank betrieb. Hierher kam auch Goethe und lernte in der frohen Runde Wirtstochter Anna Katharina kennen, die in der Küche und beim Bedienen der Gäste half. Käthchen, von Goethe auch Annette oder Ännchen genannt, war drei Jahre älter als der angehende Dichter, geboren wurde sie vor 275 Jahren am 01. August 1746. Freund Horn beschrieb Anna Katharina so: „Denke Dir ein Frauenzimmer, wohlgewachsen, obgleich nicht sehr groß, ein rundes, freundliches, obgleich nicht außerordentlich schönes Gesicht, eine offene, sanfte, einnehmende Miene, viel Freimütigkeit ohne Koketterie, einen sehr artigen Verstand, ohne die größte Erziehung gehabt zu haben.“ Goethe schrieb über Käthchen an seine Schwester Cornelia: „Sie ist ein recht gutes Mädgen, das ich sehr liebe, sie hat die Hauptqualität, daß sie ein gutes Herz hat, das durch keine allzu große Lecktüre verwirrt ist, und läßt sich ziehen …“
Goethe und Käthchen Schönkopf sahen sich täglich. Er las ihr aus seinen Dichtungen vor, sie musizierten gemeinsam. Ob die junge Frau allerdings davon angetan war, sich von Goethe erziehen zu lassen und dazu noch seine häufigen Eifersuchtsszenen zu ertragen, ist nicht bekannt. Schließlich zog sie die Konsequenzen und wandte sich dem Juristen Dr. Christian Carl Kanne zu, der zu Goethes Leipziger Freundeskreis gehörte. Am 7. Mai 1770 heirateten sie. Da hatte Goethe Leipzig längst verlassen. Seiner ersten Jugendliebe widmete er 19 Gedichte mit der Überschrift „Annette“.
Anna Katharina Schön–kopf lebte nach ihrer Heirat mehrere Jahre in Wurzen, danach bis zu ihrem Tod am 21. Mai 1810 wieder in Leipzig. Begraben wurde sie auf dem Alten Johannisfriedhof. Goethe hat sie nur einmal – im März 1776 – wiedergesehen, aber Näheres ist über diese Begegnung nicht bekannt.
Ein Bildnis von Käthchen Schönkopf befindet sich am Goethedenkmal auf dem Naschmarkt.

Text | Foto: Dagmar Schäfer
Abb.: Archiv der Autorin