Franz Conrad Romanus

Gefangener ohne Gerichtsurteil

Franz Conrad Romanus, der vor 350 Jahren am 7. März 1671 als Sohn eines Juristen in Leipzig geboren wurde, ist trotz seiner nur kurzen Amtszeit als Bürgermeister von 1701 bis 1704 eine bis heute bekannte Person der Stadtgeschichte – vor allem wegen seines tragischen Schicksals. Seit seiner Verhaftung im Januar 1705 – ihm wurde unter anderem das Ausstellen ungedeckter Stadtschuldscheine sowie das Fälschen von Geldwechseln zur Last gelegt – war er bis zu seinem Tod 1746 ein Gefangener, zunächst auf der Pleißenburg, dann auf der Festung Sonnenstein bei Pirna und ab 1706 auf dem Königstein.
Ein Gerichtsverfahren gegen Romanus fand jedoch nie statt, er blieb über 40 Jahre ohne rechtskräftiges Urteil inhaftiert. Die Anschuldigungen gegen Romanus wurden weder bewiesen noch geklärt. Zwei Gnadengesuche an den Kurfürsten sowie an den Grafen Heinrich von Brühl wurden abgelehnt. Die Gründe, weshalb August der Starke und nach dessen Tod sein Sohn dafür sorgten, dass Romanus nie wieder in Freiheit kam, liegen bis heute im Dunkeln.

Romanus‘ Karriere begann vielversprechend. 1701 wurde der erst 30-jährige Rechtsanwalt, der an der Universität Leipzig Jura studiert hatte, von Kurfürst August dem Starken gegen den Willen des Stadtrates als Leipziger Bürgermeister eingesetzt. Der Kurfürst versprach sich von seinem Günstling die rigorose Durchsetzung der Geldabgaben an den sächsischen Hof. Doch Romanus füllte nicht nur die kurfürstlichen Kassen, sondern offenbar auch seine eigenen, um die Baukosten von 150 000 Talern für sein Stadtpalais in der Katharinenstraße aufbringen zu können.
Romanus führte in seiner kurzen Amtszeit einige Neuerungen in der Stadt ein, die ihm bei der Bürgerschaft Ansehen verschafften. Er ließ eine Straßenbeleuchtung sowie einen städtischen Sänftendienst einrichten, eine Kanalisation bauen und Straßen pflastern. Auf kulturellem Gebiet gilt er als Förderer von Georg Philipp Telemann.
Das prächtige Wohnpalais in der Katharinenstraße/Ecke Brühl, das „Romanushaus“, zählt zu den schönsten Barockbauten in Leipzig. Um 1730 eröffnete hier Romanus‘ Tochter, die Schriftstellerin Mariana von Ziegler, die „Zieglerin“, einen literarisch-musikalischen Salon. Prominente Gäste waren Johann Sebastian Bach und Johann Christoph Gottsched.

Dagmar Schäfer
Abb.: Archiv der Autorin

Romanushaus nach der Fertigstellung 1704