Fragen an Frank Schletter, Künstlerischer Leiter TheaterPack

Wie haben Sie und Ihre Darsteller die Krise überstanden, konnten Sie Überbrückungshilfen in Anspruch nehmen?
Unser Theater erhielt vom Freistaat eine Finanzhilfe für die Betriebskosten, eine der Schauspielerinnen bekam als Soloselbstständige eine Unterstützung von 2000 Euro. Insgesamt jedoch haben wir uns sehr stark selbst gekümmert, zum Beispiel private Spenden eingeworben. Viele Zuwendungen kamen von Freunden und vom Stammpublikum, damit das Theater weiter existieren kann. Jede noch so kleine Summe hilft uns. Außerdem haben wir Konzepte für Theaterprojekte entwickelt. Und wir haben einen neuen Spiel–ort gefunden.

Eine neue Spielstätte, wo?
Im Pittlerwerk Halle H in Leipzig-Wahren. Unser Laden auf Zeit ist wegen der Abstands- und Hygieneregeln für Aufführungen zu klein und daher momentan nur als Probenraum nutzbar. Deshalb sind wir froh, in dieser ehemaligen Werkhalle auftreten zu können. Den Tipp gaben uns Stammgäste, und wir sind am neuen Ort komplett angekommen, in Hallen, wo einst Maschinen erfunden und produziert wurden. Ein Spezialgeschenk an uns im Jahr der Industriekultur, könnte man fast meinen.Auf den ersten Blick scheint das Pittlerwerk etwas abgelegen, aber es ist u. a. mit der Straßenbahnlinie 11 und über die B6 bestens erreichbar. Und von den Menschen aus dem dortigen Umfeld selbst erfuhren wir schon viel Begeisterung über diesen Zuwachs an Kultur in ihrer Gegend.

Worauf darf sich das Publikum konkret freuen?
Wir haben einen Teil des Programms aus dem Laden auf Zeit in die Werkhalle adaptiert, Theatervorstellungen, Impro- und Slam-Abende, Konzerte und Lesungen. Die Stücke und Formate entwickeln wir meist selbst, gespielt wird ungefähr zehnmal im Monat. Am 15. Oktober steht Christian von Asters Lesebühne „Staun & Schauder“ auf dem Plan, am 18. Oktober gibt es mit einer Märchen-Improvisation schon mal einen Vorgeschmack auf Sonntagnachmittags-Unterhaltung für Familien ab November. Zur Premiere kommen am 30.10. „Venus im Pelz“ nach der Novelle von Leopold von Sacher-Masoch sowie zuvor am 23.10. „Eine Eselgie oder Das Tier in mir“, eine szenische Lesung mit Jens-Paul Wollenberg und Alejandro Vallejo.

Am 29. Oktober steht sogar eine Vernissage auf dem Plan?
Ja, auch Malerei und Grafik wollen wir präsentieren, aber der Abend beginnt mit Ralph Schüller samt Band. Denn das ausgefallene Frühjahrskonzert im Laden auf Zeit können wir nun in der geräumigen Halle H nachholen und am 29.10. mit der Ausstellungseröffnung gleich zum Doppel-Genuss verbinden. Ab Ende November hängen dann Bilder von mir, weitere Künstler werden folgen.

Und es gibt ein Silvester-Dinnertheater, werden schon Reservierungen angenommen?
Mitte November starten wir unsere Dinnerkrimi-Reihe im Pittler Halle H mit den TheaterPACK-Klassikern „Die Torte in der Themse“ und „Mafia al dente“.
Ab Dezember gibt’s dann einen Neuling, auch zu Silvester. Dafür kann man unter dinnertheater@pittlerwerk.one reservieren. Und weil im Pittlerwerk so vieles möglich ist, enden unsere Planungen nicht mit dem 31. Dezember, sondern reichen bereits weit ins nächste Jahr hinein … bis wieder Sommertheater gespielt werden kann.

Interview: Marianne H.-Stars

Theatermann Frank Schletter.
Foto: Marianne H.-Stars