Fragen an Dagmar Franke, Fotografin

Es gibt Bilder, die man nicht mehr vergisst, wenn man sie einmal gesehen hat. Das Foto „Frauen am Strand“ von Dagmar Franke ist so ein Beispiel. Es entstand in Tansania, auf ihrer ersten Afrikareise 2009. Die Arbeitsreise habe sie sich selbst organisiert, so die Leipziger Fotografin aus der Südvorstadt. Das Ortsblatt sprach mit ihr.

Mit Ihren Fotos erzählen Sie Geschichten, welche zum Beispiel?
Das Foto „Tangernte“ erzählt von Frauen in Tansania, die an Stöcken Tang anbauen, ihn ernten, zum Trocknen aufhängen und ihn dann verkaufen. Das macht die Frauen stolz, dass sie ihre Familien unterstützen können. Den Tang braucht die Kosmetik- und Pharmaindus–trie in Europa und Asien.
Die „Mädchen am Strand“ habe ich auf Sansibar entdeckt, sie kommen gerade aus der Schule, bei uns wäre das eine Straßenszene.

Worauf kommt es Ihnen an?
Wichtig ist mir die Momentaufnahme. Dafür nehme ich mir Zeit und beobachte, ich inszeniere nichts. Mich interessiert der unverstellte Blick. Mir ist wichtig, die Menschen so authentisch wie möglich abzulichten, um ihr Wesen zum Vorschein zu bringen.

Suchen Sie das Abenteuer?
In gewisser Weise schon, weil ich nicht genau weiß, was mich erwartet. Ich reise, um Menschen und Landschaften besser kennenzulernen, ganz ohne Zeitdruck. Ich liebe es, Situationen einzufangen, die so nie wiederkehren. Das ist das, was mich reizt. Dann, zu Hause öffentlich zu zeigen, was ich entdeckt habe, macht mich froh.

Woran arbeiten Sie zurzeit?
Am Thema Venedig, das ist derzeit mein Steckenpferd. Die Stadt ist unheimlich faszinierend für mich. Zu sehen, wie sie tickt, wie entspannt die Venezianer sind, trotz der vielen Touristen. Nachdem ich 1991 nur mal kurz dort war, wollte ich unbedingt zur Biennale. Das habe ich letzten Herbst endlich geschafft. Ich bin so begeistert, ich habe mich richtig verliebt in die Stadt und die Menschen. Im November war ich gleich nochmal dort. Das Venedig-Projekt will ich erweitern für eine große Ausstellung. Teile daraus waren schon im Gohliser Schlösschen zu sehen, die auf Holz aufgezogenen Fotos kamen meines Erachtens gut an.

Wie finanzieren Sie die Reisen?
Ich gehe in Vorleistung, in der Hoffnung, später etwas verkaufen zu können. Da das nicht ausreicht, habe ich mehrere Standbeine. Dazu gehören die Hochzeitsfotografie, das Organisieren von Veranstaltungen, das Vermitteln von Künstlern. Im Kulturmanagement habe ich schon sehr früh gearbeitet, habe Klubhäuser in Paunsdorf und Lindenthal geleitet.

Wann waren Sie zuletzt in Afrika?
Erst voriges Jahr, in Südafrika. Im Kruger National Park den Löwen, Elefanten und Leoparden so nahe zu sein, das waren enorme „magic moments“, die ich erlebt habe. Ich überlege grad, ob ich in einer kontrastreichen Ausstellung Venedig und Afrika vermische.

Was wünschen Sie sich für 2023?
Dass endlich Frieden auf der Welt einkehrt und dass das Leben entspannter wird, ich habe das Gefühl, die Menschen stehen unter Druck – und ich persönlich freue mich auf das Oma-Dasein.

Über den Dächern von Leipzig: Dagmar Franke mit Fotos von Venedig
Interview | Foto: Marianne H.-Stars