„Es ist alles noch im Entstehen“

Antje Poser und ihr Frauenzimmertheater

Sie ist Schauspielerin, Sängerin, Kabarettistin – sie macht alles, was ihr wollt, sozusagen. Und sie macht, was sie will. Jetzt ist Antje Poser auch noch Theaterdirektorin geworden, denn im Herbst hat sie in Leipzig das Frauenzimmer–theater gegründet. Die Frau aus der Südvorstadt, die so viel kann, bespielt nun die obere Etage von Wagners Restaurant und Weinwirtschaft am Richard-Wagner-Platz 1, dem Haus, in dem einst die Neuberin gewirkt haben soll.
Bereits beim Sommertheater im Hof der Gastwirtschaft glänzte Antje Poser als „Wirtin“ in dem gleichnamigen Goldoni-Stück. Das passte haargenau, weil ja daselbst eine Wirtschaft betrieben wird, und zwar von Frauen.
Im zweiten Stock hat die vielseitig begabte Künstlerin im Oktober ihr Frauenzimmertheater mit dem Solostück „Sie wars oder das Ende einer Gartenidylle“ eröffnet. „Die Fassung von Elsa Barth wurde für mich geschrieben“, erzählt die Darstellerin, die Elsa Barth vom Schauspielstudium kennt. „Wir haben es zusammen entwickelt“, ergänzt sie. Im Übrigen sei alles noch im Entstehen, was das Theaterchen mit Wohnzimmeratmosphäre betrifft. Und: „Die Neuberin hat durchaus etwas mit dem Theaternamen zu tun“, plaudert Poser. Denn Lessing habe die Neuberin in seinen Briefen stets mit „Mein Frauenzimmer“ angeredet.

Zum Jahresende hin tritt die Schauspielerin gemeinsam mit dem Musiker Micha Kreft in der Produktion „Oh stille mich, du fröhliche“ auf. „Das ist ein satirisch-kabarettistischer Jahresrückblick“, erläutert die Theaterfrau, die in den letzten Jahren hauptsächlich auf dem Feld der Kleinkunst unterwegs ist, wie sie sagt. Ursprünglich vom Theater kommend, habe sie über das Kabarett jetzt wieder zur Dramatik gefunden, das sei eine schöne Mischung. Mit ihrem eigenen Theater ist sie nun gezwungenermaßen Managerin, Organisatorin, Autorin und ihre eigene Büroangestellte, die sich zum Glück auf viele Helfer verlassen kann.
Zu Hause sitzt die Direktorin und Prinzipalin mit Akten und Abrechnungsunterlagen am Küchentisch und schwitzt. Dabei vergisst sie nicht, ihren Kinder eine gute Mutter zu sein.
Selbst ist Antje Poser bei ihren Eltern in Erfurt in einem kulturellen Umfeld mit Theater und Oper aufgewachsen. Ihre Großmutter war Opernsängerin. Das alles habe sie mit geprägt. Nach dem Schauspielstudium an der HfS „Ernst Busch“ in Berlin und Engagements in Würzburg, Nordhausen, Coburg kam Antje Poser 2006 nach Leipzig, wo sie gern leben wollte.
Von Gohlis zog sie später mit den Kindern in die Südvorstadt um. Dort fühlt sie sich wohl, mit Blick auf einen Hinterhof, ungestört, ohne viel Stadtlärm und doch mittendrin in der Stadt Leipzig.

Text | Foto:
Marianne H.-Stars

Antje Poser auf dem Hof ihrer neuen Wirkungsstätte.