Einer der letzten großen „Künstler­fürsten“: Max Klinger

Wer sich Max Klinger und seinem Werk zu nähern sucht, findet Wertungen, die auf Außergewöhnliches hindeuten: ein echter Weltbürger sei er gewesen, ein Künstlerfürst und Superstar auf der Höhe seines Schaffens um 1900, ein deutscher Michelangelo. Die Kunstgeschichte zählt den Maler, Grafiker und Bildhauer Max Klinger zu den bedeutendsten deutschen Künstlerpersönlichkeiten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.
Obwohl sein Schaffen, das unter anderem von Goya, Menzel und Böcklin beeinflusst wurde, keiner zeitgenössischen Kunstrichtung eindeutig zuzuordnen ist, gilt Klinger doch als wichtiger Wegbereiter der Moderne. Max Klinger reiste viel, lebte zeitweilig in Brüssel, Paris und Wien, blieb seiner Heimatstadt Leipzig, wo er am 18. Februar 1857 geboren wurde, aber immer eng verbunden. Hier war er für jene, die ihn von klein auf kannten, ganz einfach „Seefen-Sieders Maxe“ – in Anlehnung an den Vater, Seifensieder Louis Klinger, der selbst gern Maler geworden wäre.
Louis Klinger förderte die zeichnerische und musikalische Begabung seines Sohnes Max, der ab 1874 an der Kunstschule in Karlsruhe und anschließend an der Akademie der Künste Berlin studierte.
1883 übersiedelte Max Klinger nach Paris und schuf 1886 das Gipsmodell zum Beethoven-Denkmal, das er erst 1902 vollendete. Nach Aufenthalten in Berlin und Rom ließ er sich 1893 endgültig in Leipzig nieder. Seine im November dieses Jahres in Dresden ausgestellte „Kreuzigung“ löste einen Skandal aus, da Klinger Christus völlig nackt darstellte. Eine erste große Sonderausstellung von Klingers Werken 1894 in Leipzig brachte dem Künstler hingegen großes Ansehen. Zwei Jahre später bezog Max Klinger seinen selbst entworfenen, im zweiten Weltkrieg dann zerstörten Wohn- und Atelierbau in der Karl-Heine-Straße 6, der zum Künstler-Treffpunkt wurde. Zugleich erhielt Klinger den Auftrag, das Treppenhaus des Museums und die Aula der Universität Leipzig auszumalen – nur letztere Aufgabe vollendete er. Im Zenit seines Ruhmes schuf er 1902 die Beethoven-Skulptur – sein plastisches Hauptwerk. Zuerst in Wien ausgestellt, konnte das Kunstwerk von einem Komitee unter dem Vorsitz von Leipzigs OBM Dr. Tröndlin für Leipzig erworben werden und wird heute im Museum der bildenden Künste gezeigt. Das Richard-Wagner-Denkmal zum 100. Geburtstag des Komponisten 1913 vollendete Klinger nicht mehr. Nach se nen Entwürfen entstanden die Denkmalstreppe sowie der Marmorsockel, der 2013 in das neu geschaffene Richard-Wagner-Denkmal in den Grünanlagen am Goerdelerring einbezogen wurde.
Max Klinger starb vor 100 Jahren am 4. Juli 1920 auf seinem Weinberg in Großjena bei Naumburg.
Noch bis zum 16. August 2020 zeigt das Leipziger Bildermuseum eine umfassende Klinger-Ausstellung; eine Studioausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum widmet sich Klingers langjähriger Lebensgefährtin, der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Elsa Asenijeff (bis 23.08.2020 – siehe Beitrag unten).

Text | Foto: Dagmar Schäfer

Richard-Wagner-Denkmal am Goerdelerring mit dem von Max Klinger entworfenen Marmorsockel.