Leipzig erholte sich nur mühsam von den Folgen des Siebenjährigen Krieges, der 1763 zu Ende gegangen war. Erste neue Lebens-
impulse kamen von den Künsten: 1764 entstand auf der Pleißenburg die „Zeichnungs-, Mahlerey- und Architektur-Academie“ mit Adam Friedrich Oeser als Direktor. Hier konnte Oesers Schüler, der junge Johann Wolfgang Goethe, der 1765 zum Studium nach Leipzig gekommen war, mitverfolgen, wie für das im Bau befindliche Komödienhaus auf der Rannischen Bastei ein prachtvoller Bühnenvorhang entstand, der Shakespeare in den Mittelpunkt stellte. Am 10. Oktober 1766 wurde der erste Leipziger Theaterbau eingeweiht, sein Direktor war Heinrich Gottfried Koch. Dessen Todestag jährte sich am 3. Januar zum 250. Mal.
Geboren am 9. Januar 1703 in Gera, studierte Koch an der Universität Leipzig zunächst Jura, gab das Studium 1728 aber auf und schloss sich der Schauspieltruppe von Friederike Karoline Neuber an. Er trat nicht nur als Schauspieler auf, sondern wirkte auch als Theaterdichter, Übersetzer und Dekorationsmaler. 1749 erhielt er den Titel „Kurfürstlich Sächsischer Hofkomödiant“ und gründete eine eigene Schauspieltruppe, zu der auch seine Frau Christiane Henriette Koch gehörte. Sie spielten im Theater am Großen Blumenberg und in Quandts Hof. 1752 führte Koch in Leipzig mit großem Erfolg das erste deutsche Singspiel „Der Teufel ist los“ von Christian Felix Weiße auf und 1756 Lessings „Miss Sara Sampson“.
Schon längere Zeit bemühte sich Koch um einen Theaterbau in Leipzig. Gemeinsam mit dem vermögenden Rauchwarenhändler Gottlieb Benedict Zehmisch gelang es dann, das Komödienhaus auf der Rannischen Bastei (später Richard-Wagner-Platz) mit 1186 Plätzen zu errichten. Im Eröffnungsstück „Hermann“ von Johann Elias Schlegel stand Koch selbst als Schauspieler auf der Bühne, der junge Goethe verfolgte die Aufführung im Publikum. Auf einem erhalten gebliebenen Theaterzettel findet sich der Zusatz, die Besucher möchten darauf verzichten, zwischen den Akten auf die Bühne zu laufen, um mit den Schauspielern zu sprechen. Das Theater spielte auch außerhalb der Messen und bot ein vielfältiges Programm. Nicht allen gefiel das: die Leipziger Universität verbot ihren Studenten zeitweilig den Besuch von Singspielen, da sie um Fleiß und Moral der Studierenden fürchtete. Ungeachtet solcher Angriffe gelang es Koch bis zu seinem Weggang aus Leipzig Ende der 1760er Jahre, dem neuerrichteten Komödienhaus ein hohes Ansehen zu verschaffen.
1796 ging das Theater in den Besitz der Stadt über, 1817 wurde es in klassizistischem Stil umgebaut. Beim Bombenangriff am 4. Dezember 1943 wurde es zerstört.
Komödienhaus auf der Rannischen Bastei um 1840
Text | Fotos: Dagmar Schäfer