Ein Hauch von französischem Flair weht durch die Taubestraße

Das Lädchen in der Taubestraße 7 ist unscheinbar. Noch. Am 7. Juli lädt hier „Monsieur Fromage“ zu Käse und Wein ein. „Wein, Käse und Feinkost aus sieben Ländern werden im Angebot sein“, macht Sieglinde Albrecht schon einmal Appetit. Noch werkelt sie gemeinsam mit ihrem Sohn Hans-Jürgen an der kleinen, aber feinen Ausstattung des Geschäfts. Das nostalgische Mobiliar könnte Geschichten erzählen – zum Beispiel von Monsieur Fromage Käse & Wein Albrecht und dem spanischen Weindepot
La Barrica in der Ritterstraße. Der familiär geführte Tapas- und Weinladen war beliebt bei den Leipzigern und ihren Gästen. Das gehört der Vergangenheit an, Sieglinde Albrecht hat das Geschäft jetzt geräumt – zu groß, zu teuer, zu unhandlich für eine Einzelkämpferin. Und das ist die 82-Jährige im wahrsten Sinne des Wortes.
1987 gründete sie das Kindergeschäft „Kleiner Muck“. Für damalige Verhältnisse kein leichtes Unterfangen, sich selbstständig zu machen. „Aber es waren ja Kindersachen, und die waren genehm“, erzählt sie. Ihr Mann war damals als Ingenieur oft beruflich in Frankreich unterwegs und schwärmte von der französischen Lebensart. „Irgendwie hat er mich angesteckt“, sinniert sie. Und so kam es, dass beide am 17. November 1994 das erste Leipziger Feinkost-Käsegeschäft im Petersteinweg eröffneten. Nicht einfach so, sondern nach einer fachkundigen Ausbildung in der Lebensmittelbranche. Ebenso fachkundig sahen sie sich in Frankreich und Spanien um, suchten Kontakte zu Wein- und Käsehändlern. „Wein und Käse gehören nun einmal zusammen“, so Sieglinde Albrecht. Ihr Lieblingsspruch „das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken“ hat schon seinen Platz in der Taubestraße gefunden.
Vom Petersteinweg ging es später in die City. Albrecht Käse + Wein und La Barrica wurden zur angesagten Adresse. Nach dem Tod ihres Mannes und gesundheitlichen Einschränkungen ihres Sohnes musste sie ihre Lebenspläne neu durchdenken. Rente? „Das kommt für mich nicht in Frage, ich liebe meine Arbeit, die Gespräche mit Kunden und Händlern – all das brauche ich einfach“, sagt die Powerfrau mit einem Strahlen in den Augen und einem verschmitzten Lächeln, das jegliche Jahre vergessen lassen. „Zunächst suchte ich nur ein Lager für all das Mobiliar“, kürzt sie die Geschichte ab. „Als ich die Anzeige in der Zeitung las, zögerte ich keinen Augenblick und bewarb mich mit einigen Mitbewerbern für die Taubestraße 7. Das Lädchen war Liebe auf den ersten Blick. Zum Glück erhielt ich auch den Zuschlag.“
Zwischen Geschäftsauflösung, Umzugs- und Einzugsplänen ist sie freitags mit ihrem Albrecht‘s Käseroller – ein umgebauter QEK – auf dem Leipziger Markt. Sohn Hans-Jürgen geht ihr dabei zur Hand, auch beim Einrichten von „Monsieur Fromage“. Lebhaft erzält sie von ihren Ideen: Dort kommen die alten Fässer hin, da ein Regal, das Schild fürs Schaufenster ist schon in Arbeit. Mit Wein-und Käseverkostungen will sie die Straße beleben. Man spürt: Sieglinde Albrecht hat wieder Wurzeln gefasst und eine neue Herausforderung gefunden. In der unmittelbaren Nachbarschaft habe sie sich schon vorgestellt. Das mache man so. Nun sei sie gespannt, wie schnell die Schönefelder Geschmack an der französischen Lebensart finden. „Ich denke“, so ihre feste Überzeugung, „das passt schon hierher.“
Zunächst wird der Laden nur donnerstags und freitags von 11 bis 19 Uhr geöffnet sein. „Mal schauen, wie das ankommt.“ Neben edlen Weinen und deftigen Käse hält sie aber noch etwas ganz Besonderes bereit – ihren Original „Leipziger Gosekäse“. Das Rezept ist geheim, aber die Gose, das sei schon mal verraten, ist das i-Tüpfelchen.
Text / Foto: Elke Rath