Die Eisen- und Maschinenhandlung H. Törpsch

Industriegeschichte im Leipziger Westen

Ein Industriebau in der fast schluchtartigen Naumburger Straße fällt zwischen den sanierten und heute wieder genutzten Nachbargebäuden ganz besonders auf: Der aufgemalte Schriftzug „Zentrale Zeichnungs-Ausgabe“ an der Tordurchfahrt lässt die Vorübergehenden rätseln, welche Art von Zeichnungen hier wohl an wen ausgehändigt wurden.

Neben der Durchfahrt ragt ein kurzer Kranausleger über die Fassade hinaus und die beiden Türöffnungen wirken im Vergleich zu den hohen Erdgeschossfenstern unproportional klein. Trotz des auffälligen Äußeren handelt es sich „nur“ um ein Lagergebäude. Und zwar das der Eisen- und Maschinenhandlung von Franz Hermann Törpsch.
Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1888. Mit der Bebauung des etwa 7500 qm großen Grundstücks an der damaligen Braustraße wurde aber erst gut zehn Jahre später begonnen; zuvor wurde die Fläche als Lagerplatz genutzt.
Fast wäre dann noch ein bemerkenswerter Jugendstilbau entstanden: Der Entwurf des Architekten Alfons Berger – von dem auch Selters Haus in der Leipziger Nikolaistraße stammt – wurde im Jahr 1901 allerdings seitens der Genehmigungsbehörde abgelehnt. Er war zu modern, zu verspielt und fiel sozusagen „aus der Reihe“.
Ein weitaus traditionellerer Entwurf der Architekten Händel & Franke für einen viergeschossigen Bau mit Klinkerfassade im Rastersystem mit Klinker- und Kunststeingliederungen wurde kurze Zeit später genehmigt und ausgeführt. Neben Lager- und Kontorräumen für Metallwaren und Maschinen waren laut Bauakten auch Wohnungen vorhanden. Gehandelt wurde übrigens unter anderem mit Dampfmaschinen, Dampfkesseln, Pumpen und Elektromotoren.
Bereits nach vier Jahren – 1906 – wurde das Grundstück an die Deutsche Kugellagerfabrik verpachtet, die auf dem Grundstück einen Schornstein, ein Ofenhaus und einen ‚Lokomobileschuppen‘ errichtete. Mehr Bebauung als diese eher kleinen Nebengebäude war auf dem Grundstück auch später nie vorhanden – für den heutigen großen Parkplatz auf der rückwärtigen Fläche ging also keine wertvolle Bausubstanz verloren.

Bis 1936 kaufte Franz Hermann Törpsch noch zwei Nachbargrundstücke auf: das Richtung Osten angrenzende Gebäude Naumburger Straße 23 sowie gegenüber die Nummer 24. Die Hausnummer 23 wurde in ein Produktions- und Lagergebäude umgebaut und mittels eines Durchbruches intern mit dem Stammhaus verbunden, während die Nummer 24 vor allem als Lagerplatz genutzt wurde.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die Nutzung zunächst nicht grundlegend: Das Unternehmen firmierte nun unter „Eisenkontor Sachsen – Abteilung Schrott, Metalle und Maschinen vorm. Törpsch“ für einige Jahre weiter als Lager- und Sammelstelle vorwiegend für Schrott und Altmetall.
1953 erfolgte dann die Eingliederung der Grundstücke in den VEB Schwermaschinenwerk S.M.Kirow, der sie als Verzinkerei und wiederum als Lagerflächen nutzte.
Seit der Stilllegung im Jahr 1990 ist bis zum heutigen Tag eine neue Nutzung des Gebäudes nicht in Sicht.

Die Straßenfront des Lager- und Kontorgebäudes der Firma H. Törpsch.
Foto: Heiko Müller