Dezentrale – ein Hackspace in Lindenau

In der Dreilindenstraße 19, gegenüber der Muko, macht ein Hexopod am Eingangstor neugierig. Tagsüber fällt er kaum auf, aber abends leuchtet der sechsarmige Kopf-Füßer. In jedem Arm hält er ein Werkzeug. Vom Laptop über Funktechnik bis zum Lötkolben sind das wichtige Hacker-Utensilien.
Einige Mutige, die 2017 den Niedergang des Vorgängervereins im Westwerk mit durchgestanden hatten, wagten einen Neuanfang im Hinterhaus der Dreilindenstraße 19 mit ein paar übriggebliebenen Möbeln, Werkzeugen und Geräten.
Heute ist der dezentrale e. V. mit 30 Mitgliedern ein lebendiger Quartierstreff. Es gibt wochentags ab 19 Uhr verschiedene Themen. Beispielsweise kann man dienstags zur Elektronik-Bastelrunde sein eigenes Projekt mitbringen oder auch einfach mitmachen. Donnerstags gibt die Techniksprechstunde Hilfe zur Selbsthilfe: Kommen kann jeder, dessen Computer Probleme hat. Denn genau das ist Bestandteil der Hackerethik: reparieren statt wegwerfen. Freitags werden bei Musik und Mate aktuelle Computerthemen diskutiert.
Im Frühjahr 2020 startete das Projekt Hardware for Future, das gespendete Computer wieder aufbereitet und an Familien mit Kindern ausgibt, die einen Leipzig-Pass oder anderen Sozialhilfenachweis haben. Seit Juni wurden 320 Geräte ausgegeben. Das sind 320 Kinder, die nun gleichberechtigt mit ihren Mitschüler*innen beispielsweise Hausaufgaben am PC machen können.
Das Projekt wird vom Referat Digitale Stadt Leipzig unterstützt und die Dienstleister LECOS und das Medienpädagogische Zentrum sind regelmäßige Computerspender. Beantragen kann man einen gebrauchten Computer über mail@hardwareforfuture.de. Weitere Spenden sind immer willkommen.
Übrigens: Das Hinterhaus in der Dreilindenstraße 19 mit dem Hof und der Holzmanufaktur im Erdgeschoss hat eine bewegte Geschichte. Hier war ursprünglich eine Konservenfabrik und im jetzigen Fahrradschuppen lebte das firmeneigene Pferd für den Transport der Konserven.

Die Computerwerkstatt des dezentrale e.V.
Foto: dezentrale e. V.