Der Wind dreht sich im Leipziger Auwald

Ein Gerichtsurteil, ein Jubiläumsgeburtstag, ein neuer Minister

Seit drei Jahren werden im Leipziger Auwald keine Kahlschläge mehr vorgenommen. In der Tagespresse ist plötzlich von Wiedervernässung der Auenlandschaft zwischen Elster und Luppe die Rede: Deiche sollen teilweise weichen, um eine weitere Austrocknung des Waldes zu verhindern.
Das freut Naturliebhaber – zumal Leipzig den Klimanotstand ausgerufen hat. Doch woher rühren dieser Wandel und die neuen Töne?
Die Antwort liegt in der Klage der GRÜNEN LIGA sowie des Vereins NuKLA (Natur und Kunst im Leipziger Auwald) gegen die Leipziger Forstwirtschaft im naturgeschützten Auwald. Nach einem langen Prozess hat das sächsische Oberverwaltungsgericht Bautzen am 9. Juni 2020 den Naturschützern Recht gegeben. Der Wald soll jetzt alleine wachsen – natürlich.
Ein schönes Geschenk, da NuKLA in diesem Jahr seinen 10. Geburtstag feiert. Bekannt geworden ist der Verein um Wolfgang Stoiber mit seiner Petition gegen das Fällen von 6000 Bäumen entlang der Auwalddeiche. Dem folgen über die Jahre mehr als 40 Benefizkonzerte. Der Verein erwirbt eigene Flächen in der Aue, um sie zu schützen.
Im Streit gegen die Axt im naturgeschützten Auwald kann der Verein auf die Unterstützung renommierter Fachleute zählen: zum Beispiel Michael Succow, der in den letzten Tagen der DDR etliche Nationalparks einrichtete und mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse sowie dem alternativen Nobelpreis geehrt wurde. Oder Peter Wohlleben, der mit seinem Kinofilm „Das geheime Leben der Bäume“ berühmt wurde.
Stoiber wird für sein kritisches Wirken für Natur- und Umweltschutz auch selbst ausgezeichnet – mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzpreis 2017 der Schweisfurth-Stiftung. Im gleichen Jahr gründet NuKLA das Aueninstitut für lebendige Flüsse mit dem Institutsleiter Prof. Bernd Gerken, einem ausgewiesenen Auwaldexperten. Und das Internationale Leipziger Auenökologiesymposium wird 2021 seine 4. Auflage erleben. Dass in Dresden mit Wolfram Günther neuerdings ein Umweltschutzminister im Amt ist, der den Namen verdient, lässt die Zeit günstig erscheinen, dass sich wieder eine natürliche und lebendige Auendynamik entfalten kann – reich an speziellen Tier- und Pflanzenarten und mit sauberen Fließgewässern.

Frank Willberg
www.nukla.de

Foto: Johannes Hansmann vom Aueninstitut für lebendige Flüsse.