Das Gespräch

Von alten Ritualen, neuen Wegen und zwischenmenschlichen Gefühlen

(PR) Wenn man Nadja Weinhold zum ersten Mal begegnet, kann einem schon mal der Gedanke kommen: Warum übt eine junge Frau einen Beruf aus, dessen Mittelpunkt die Schattenseiten des Lebens beinhalten?
Nadja Weinhold ist Bestattungsfachkraft und seit fast einem Jahr Inhaberin der Bestattungen Krieglstein in der Riesaer Straße 31.
Vielleicht wurde sie von ihrem Vater, Bernd Weinhold geprägt, der seit über elf Jahren das Bestattungshaus Krieglstein in Paunsdorf leitet, vielleicht sind es aber auch die Geschichten, die hinter einem Leben stehen und denen sie aufmerksam zuhört, wenn Hinterbliebene daraus erzählen. Dass ihr dabei manchmal ebenso wie bei den Trauernden die Tränen in den Augen stehen, ist für sie gelebte Anteilnahme.
Nadja Weinhold ist auch Trauerrednerin, wenn es ihre Zeit erlaubt. „Schreiben ist für mich eine Herzensangelegenheit, deshalb notiere ich alles, was das Leben des Verstorbenen so einmalig machte. So können bei einem Gespräch schon mal drei Stunden ins Land gehen, und sich viele Seiten füllen. „Ihre Rede war so beeindruckend, als hätten sie meine Mutter persönlich gekannt“, diese Worte sind für sie höchste Anerkennung.
Nadja Weinhold liebt das Leben und respektiert den Tod. Das eine schließt das andere nicht aus, zumal sich auch ihre Branche verändert. „Die Digitalisierung macht auch vor uns nicht Halt“, erklärt sie dazu. „Der Dienstweg zu den Friedhofsverwaltungen und Krematorien wird schneller, auch mit den Kunden kann man sich oftmals auf kurzem Wege verständigen. Viele informieren sich anfangs sowieso im Internet, da ist eine gute Homepage unerlässlich.“ Daran arbeite sie gegenwärtig. Was bleibt, und das sei ihr besonders wichtig, ist das persönliche Gespräch. „Auf das möchte ich niemals verzichten.“ Was sie spricht und aufgeschrieben hat, übergibt sie am Ende den Hinterbliebenen – das ist doch selbstverständlich.
Veränderungen gibt es auch in der Wahl der Friedhöfe. Waren vor Jahren noch eine Grabstätte und ein Grabstein unerlässlich, werden zunehmend auch anonyme sowie See- und Naturbestattungen hinterfragt. Die einen wollen ihre Angehörigen nicht mit lebenslanger Grabpflege belasten, die anderen lieben die Natur und möchten sich ihr „Plätzchen“ dort sichern. Friedwald sei da eine gute Wahl.
Nicht plan- und vorstellbar war indes dieses Jahr im Zeichen von Corona. Die vorgesehene Eröffnungsfeier ihres Unternehmens wurde durchkreuzt und die persönliche Beratung von Hinterbliebenen findet seither hinter „Plexiglas“ statt. „Noch schlimmer empfindet Nadja Weinhold jedoch den Bruch mit einem jahrtausendealten Ritual: das Abschiednehmen. Gegenwärtig dürfen Verstorbene nicht aufgebahrt und der Kreis der Trauernden muss auf maximal zehn Personen beschränkt werden. „Das ist kein schönes Gefühl“, sagt sie ganz ehrlich. „Abschiednehmen ist so nicht wiederholbar. Und ich glaube, gerade diese Einschränkung am Ende eines Lebens, hinterlässt bei vielen Hinterbliebenen tiefe Spuren und ein bitteres Gefühl.“
Corona stellt uns alle vor neue Herausforderungen. „Ich spreche da nicht von Hygienemaßnahmen, an die sind wir Bestatter sowieso immer gebunden. Ich meine den Umgang miteinander“, betont die Bestatterin. Der Ton sei rauer geworden, deshalb wünsche sie sich für 2021 nichts weiter, als dass wir nicht verlernen, miteinander umsichtig und freundlich umzugehen. „Das Zwischenmenschliche darf nicht verloren gehen.“

Elke Rath

In stillem Gedenken: Nadja Weinhold