Bündnis mit dem Grünen

Fleißige Marienkäfer verspeisen in ihrem Leben bis zu 40 000 Blattläuse. Darum sollte man sich mit ihrem Kollegium verbünden. Viele von Schädlingen heimgesuchte Hobbygärtner greifen aber zur vermeintlich einfacheren Lösung und bringen Gifte aus. Schade nur, wenn auch nützliche Insekten zum Kollateralschaden eines gut gemeinten Gifteinsatzes werden, so dass Insektizide den weiteren Befall mit Läusen paradoxerweise erst recht auslösen.
Hierfür ist vor allem das unterschiedliche Fortpflanzungsverhalten verantwortlich. Ist ein Blattlausweibchen einmal begattet, legt es Eier. Die daraus schlüpfenden Tiere können sich ohne weiteren Sexualkontakt munter vermehren.
Leider haben viele Nützlinge genügsamere Vermehrungsstrategien. Ein Ohrwurmweibchen bringt pro Jahr nur eine Generation von etwa 50 Nachkommen hervor. Hingegen kann eine Laus täglich bis zu fünf weitere gebären. Den Insektiziden ist das jedenfalls egal. Was hilft wirklich gegen Schädlinge im Garten?

Ein bisschen mehr Natur! Im biologischen Gleichgewicht haben Blattläuse keine Chance, die Oberhand zu gewinnen und bleiben in ihrer wohlverdienten Nische. Aber ist Natur im Nutzgarten eigentlich eine spinnige Utopie?
Nein. Aber vielen fällt schon allein der erste und wichtigste Schritt, ein Verzicht auf chemische Bekämpfungsmittel, sehr schwer. Ruhe bewahren. Je nach Befallsstärke kann man zunächst mechanisch, mit feuchten Tüchern, weichen Bürsten oder einem harten Wasserstrahl vorgehen. Die Fressfeinde der Schädlinge kommen wieder, wenn man ihnen geduldig Zeit lässt. Und wer seinen neuen Verbündeten ein Obdach gewährt, darf sich bald über Unterstützung freuen. Totholz, Laub, Steinhaufen, umgedrehte und mit Heu gefüllte Blumentöpfe oder Nistkästen für Vögel kosten nichts als Zeit und sind sogar hübsch anzusehen. Blattläuse meiden Lavendel, Bohnenkraut oder Zwiebeln. Bei der Zusammenstellung der Gemüsebeete hilft eine geeignete Fachliteratur. Es gibt so viele Ideen…
Eines ist sicher: Insektengifte gehören ins Chemielabor. Im Garten lohnt es, auf die Selbstregulierungskräfte der Natur zu vertrauen.

Theodor Jähkel