Bildhauer des Historismus: Adolf Lehnert

Leipzig, die architektonische Hauptstadt des deutschen Historismus, ist auch reich an Zeugnissen aus dem Schaffen des Bildhauers Adolf Lehnert, dessen Todestag sich am 6. Januar zum 75. Mal jährte.
Lehnert gehörte zum Kreis namhafter Künstler, die am Bau des Neuen Rathauses beteiligt waren, und schuf bauplastische Arbeiten u.a. für das Alte Grassimuseum (heute Stadtbibliothek), die Universitätsbibliothek sowie die Deutsche Bücherei.

Adolf Lehnert wirkte lebenslang in Leipzig. 1862 hier in einfachen Verhältnissen geboren – sein Vater war Lokomotivführer -, gelang es ihm doch, von 1880 bis 1888 an der Königlichen Kunstakademie in Leipzig zu studieren. Sein Lehrer war Melchior zur Strassen, der ab 1875 die Bildhauerklasse der Akademie leitete. Als dieser 1896 erkrankte und bald darauf starb, wurde Lehnert als Leiter der Bildhauerklasse an die Akademie berufen und lehrte bis 1924.

Lehnert gilt als namhafter Vertreter des Historismus in Leipzig, das sich in den 1890er Jahren rasch zur Großstadt entwickelte und nach anspruchsvollen architektonischen Lösungen verlangte. Neben den Arbeiten an bereits genannten öffentlichen Gebäuden, zu denen auch noch das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Künstlerhaus am Nikischplatz gehört, führte Lehnert zahlreiche Aufträge des Leipziger Großbürgertums zur bauplastischen Ausgestaltung von Villen und Grabmalen aus.
Nach dem Tod von Louise Otto-Peters am 13. März 1895 übernahm Adolf Lehnert vom Allgemeinen Deutschen Frauenverein den Auftrag, ein Denkmal für die Frauenrechtlerin zu schaffen. Er unterstützte auch den Antrag von Auguste Schmidt und Henriette Goldschmidt, das Denkmal im Rosental aufzustellen – doch der Rat reagierte zunächst ablehnend.

Erst 1925 wurde das Denkmal vom Alten Johannisfriedhof, wo es 1900 eingeweiht worden war, ins Rosental umgesetzt.
Lehnert schuf auch das Friedrich-List-Denkmal mit Büste und Bronzerelief, das 1927 in der Grünanlage am Schwanenteich eingeweiht wurde. Das Relief wurde 1944 eingeschmolzen; das restaurierte Denkmal steht heute auf dem Querbahnsteig des Hauptbahnhofes.
Das 1879 von Adolf Lehnert und Josef Magr geschaffene Bismarck-Denkmal existiert seit 1946 nicht mehr. Am ehemaligen Standort befindet sich seit 1967 das Clara-Zetkin-Denkmal von Walter Arnold.

Adolf Lehnert fand seine letzte Ruhe in der Familiengrabstätte auf dem Südfriedhof. Die Grabanlage entstand bereits 1909 nach dem frühen Tod der ersten Ehefrau Lehnerts; auch der 1941 gefallene Sohn Siegfried wurde hier bestattet.
Für die Anlage, die 2012 im Auftrag der Paul-Benndorf-Gesellschaft restauriert wurde, schuf Lehnert ein Relief mit idealisierter Tröstungsszene.

Haupteingang des Reclam-Hauses in der Inselstraße mit Reliefs von Adolf Lehnert.
Text | Fotos: Dagmar Schäfer