Besuch in der Rumpelkammer – Teil 13

Komische Harmoniker

Es begann mit einer Annonce im Berliner Lokal-Anzeiger, Auftraggeber war Harry Frommermann. Er suchte darin einen musikalisch schönklingenden Baß. Aus den rund 70 Bewerbern entschied er sich für Robert Biberti. So fand im Januar 1928 in einer kümmerlichen Mansarde des Hauses in der Stubenrauchstraße 47 in Berlin-Friedenau die erste Probe statt. Das war faktisch die Geburtsstunde des späteren weltberühmten Vokalensembles Comedian Harmonists, das anfangs noch unter dem Namen Melody Makers auftrat.
Ende 1929 erlebte das Sextett am Leipziger Schauspielhaus, einem Privattheater in der Sophienstraße 17-19, seinen Durchbruch. Die ausverkauften Abende fanden vor einem begeisterten Publikum statt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Comedian Harmonists lediglich Teil eines größeren Revueprogramms.

Die Komischen Harmoniker standen erstmals am 19. Juli 1930 vor der Filmkamera. Für die zeitnahe UfA-Filmoperette Die Drei von der Tankstelle spielten sie Barmixer und sangen bei einem Nachtclub-Auftritt zusammen mit Leo Monosson den Schlager Liebling, mein Herz läßt dich grüßen.
Am 4. März 1931 kam der Film Ihre Hoheit befiehlt in die Kinos, in dem tragen sie als Köche auf. Weitere sichtbare Auftritt hatte die Gruppe in Spione im Savoy-Hotel und in Ich bei Tag und Du bei Nacht (1932), der allein deswegen schon in Erinnerung blieb, da das Ensemble sowohl im Filmintro zu hören als auch im Nachtlokal „Casanova“ mit Wenn ich sonntags in mein Kino geh! zu sehen war.
Die Universum Film AG sperrte die mittlerweile wohlhabenden und gefeierten Künstler, da drei Mitglieder nicht arisch waren. So fielen ihre Auftritte in Kleiner Mann, was nun? (1933) der Zensur zum Opfer. Alle Szenen, in denen die Mitglieder zu sehen und inklusive des Titelsongs auch zu hören waren, wurden herausgeschnitten.

Verbote der Nazis vermochten der gemeinsamen Tätigkeit des Ensembles zwar eine Ende zu setzen, doch es gelang nicht, die Stimmen und das Repertoire der Comedian Harmonists vergessen zu machen.
Was auch der 1997 geniale deutsch-österreichische Kinofilm Comedian Harmonists des Regisseurs Joseph Vilsmaier († 2020) belegt. Die Handlung orientiert sich – mit einiger künstlerischer Freiheit – an der Geschichte der historischen Gesangsgruppe. Der mit genialen Darstellern besetzte Streifen war ein Publikumserfolg und erhielt nicht nur in Deutschland bedeutende Auszeichnungen.
Es ist heute noch ein ästhetisches Vergnügen, ihnen zuzuhören, sich an der Brillanz ihrer Stimmgebung, an der artistischen Perfektion ihrer Darbietungen zu erfreuen.
Text | Foto: Jens Rübner