Besuch in der Rumpelkammer – Teil 13

Stars auf dem Weißen Hirsch

Erhaben über dem Loschwitzer Elbhang, zwischen Elbe und Dresdner-Heide liegt er, der Weiße Hirsch. Reiseführer widmen diesem winzigen, nur wenige Quadratkilometer kleinen Viertel eigene Kapitel.
Was machte dieses ehemals winzige Dorf am Rande der Dresdener Heide weltbekannt? Was macht ihn aus, den Mythos „Hirsch“?
Kurzum, Menschen prägten und prägen das „Hirsch“-Viertel. Ob der deutsche Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor Erich Kästner (1899-1974), der Forscher, Naturwissenschaftler und Techniker Manfred von Ardenne (1907-1997), Gunther Emmerlich (*1944), der Opernsänger und Moderator, wohnhaft im denkmalgeschützten Gebäude „Villa Maria“, oder der bahnbrechende Arzt und Naturheiler Dr. Heinrich Lahmann 1860-1905. Er errichtete hier 1888 sein vornehmes Sanatorium, das sich nach und nach zu einer namhaften, international frequentierten Einrichtung etablierte.
Nicht nur die Dresdner waren begeistert vom späteren feinen Kurort Weißer Hirsch. Besonders waren sie vom schmucken Ballsaal und dem Kaffeehaus, in dem sich die vornehmen Herrschaften begegneten, angetan. Hier traf und kurte später auch die Ufa-Film-Prominenz: Zarah Leander, Marika Rökk, Heinrich George, Hans Moser, Theo Lingen, und Heinz Rühmann – die Gästeliste ist lang. Sie alle hofften auf Regeneration, auf „neue Zeugung im alten Leibe“. Sie alle brachten den Glamour der Reichen und Berühmten auf den Hirsch, und somit auch eine gewisse mediale Aufmerksamkeit.
Lahmanns Sanatorium arbeitete nach dem Motto: Natura Sanat – die Natur heilt. Licht, Luft, Wasser, Sonne und dazu viel Bewegung, kaum Alkohol, keine scharfen Gewürze und kein Nikotin. Fleisch gab es lediglich am Sonntag, darüber hinaus hin und wieder ein Genussmittel.
Heute steht auf dem 3,5 Hektar großen sanierten Areal mit den denkmalgeschützten Häusern Heinrichshof, Herrenbad, Damenbad und Hirschhaus der Lahmann-Park. Das mit dem „Oscar der Architekturbranche“ ausgezeichnete Territorium ist gegenwärtig einer der teuersten und begehrtesten Wohnstandorte Dresdens.
Zum aktuellen Ensemble gehören auch Villen und Mehrfamilienresidenzen. Einige tragen große Namen, wie die der Künstlerinnen „Marika“ und „Zarah“ oder Dr. Heinrich Lahmanns Ehefrau Alwine „Luise“ Pauline. Eine Reminiszenz an die Zeiten, in denen das Motto „Feuer, Wasser, Luft und Erde soll besiegen die Beschwerde“ großgeschrieben wurde.
Jens Rübner

Dr. Lahmann’s Sanatorium – Weisser Hirsch. Kunstverlag Max Köhler, Dresden-Neustadt, Nummer 824.
Foto: Autorenarchiv