Bemerkenswerte Stifterin: Apollonia von Wiedebach

Glück und Reichtum gehören im Leben wohl eher selten zusammen, und auch Apollonia von Wiedebach, zu ihrer Zeit die wahrscheinlich reichste Frau Sachsens, hat dies erfahren müssen – sie verlor ihre drei Kinder und auch ihre Ehemänner.

1470 als Tochter des einflussreichen Freiberger Bürgermeisters Stefan Alnpeck geboren, den der Silberbergbau reich gemacht hatte, wurde sie, erst 14-jährig, dem über dreißig Jahre älteren Leipziger Ratsherrn Jacob von Blasbalg angetraut. Blasbalg, einer der reichsten Bürger von Leipzig, betreute seit 1487 die Finanzgeschäfte des Herzogtums, starb aber bereits 1490 nach nur sechsjähriger Ehe.
Der Herzog Albrecht von Sachsen betraute nun die Witwe Apollonia, die zu dieser Zeit erst zwanzig Jahre alt war, mit der Verwaltung seiner Finanzen – eine bemerkenswerte Entscheidung, wurde Wiedebach doch damit zur ersten Frau in Sachsen, die eine solche Funktion ausübte. Allerdings nur für ein halbes Jahr, dann übernahm der herzogliche Amtmann Georg von Wiedebach die Finanzverwaltung.
1491 heirateten Apollonia und Georg von Wiedebach. Auch Apollonias zweiter Ehemann verfügte über ein enormes Vermögen.
Nach dem Tod ihrer Söhne aus erster Ehe verlor Apollonia 1524 auch ihren zweiten Ehemann. Im Folgejahr begann sie, ihr Testament aufzusetzen. Sie hatte ein immenses Vermögen von über 40000 Gulden zu verteilen und entschloss sich zu ungewöhnlichen Schritten: Statt diesen Reichtum der Familie zu vermachen, gab sie den größten Teil davon in die Armenfürsorge der Stadt Leipzig. Das war eine radikale Entscheidung, Apollonia von Wiedebach ging damit viel weiter als andere Stifter, die die stets nur kleinere Geldbeträge bereitstellten.
Am 21. Januar 1526 starb Apollonia von Wiedebach. Die von ihr veranlasste Wiedebachsche Stiftung bestand noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Zur Zielgruppe ausgereichter Unterstützungen gehörten neben den Ärmsten der Armen auch viele Handwerker, die auf diese Weise die Chance bekamen, sich aus einer Notlage zu befreien. Auch Familien mit vielen Kindern wurden unterstützt.
Mit ihrem Testament versuchte Apollonia von Wiedebach auch, die Reformation zu fördern, indem sie jährlich 100 Gulden für eine lutherische Predigerstelle zu St. Thomas oder St. Nicolai bestimmte.

In Leipzig erinnern Wiedebachstraße und -platz an die bemerkenswerte Stifterin. Seit 2007 trägt eine Oberschule in Connewitz Wiedebachs Namen.

Dagmar Schäfer
Abb.: Archiv der Autorin

Apollonia von Wiedebach, Gemälde von Lucas Cranach d. Ä., 1514