Andreas Storch ist Hausmeister an der Versöhnungskirche

„Ich arbeite schon ein bissel mehr als notwendig“

Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Andreas Storch als Hausmeister der Versöhnungskirche Gohlis. Der gelernte Klempner und Installateur, der aus dem Erzgebirge stammt, kam 1978 nach Leipzig. „Meine Eltern hatten eine Schmiedewerkstatt, mich zog es aber in die Stadt.“
Sein Berufsleben begann bei der Technischen Gebäudeausrüstung und endete bei der Wohnungsbaugenossenschaft Alfred Frank, deren Betrieb nach der Wende aufgelöst wurde. So geriet Storch 1997 in die Arbeitslosigkeit. Dank eines Freundes erfuhr er, dass ein Hausmeisterposten an der Versöhnungskirche frei werden würde. Mit Unterstützung des damaligen Pfarrers Mühlmann habe er den Job nach Probezeit und ABM-Tätigkeit bekommen, nachdem sein Vorgänger in den Ruhestand verabschiedet worden war. Mittlerweile steht Storchs eigener Abschied bevor.

„Ich möchte was für die Zukunft hinterlassen“, sagt er und meint damit den Flohmarkt, den er 2006 ins Leben gerufen hat. Damals musste die alte Küche neben der Sakristei auf Vordermann gebracht werden, doch die Mittel waren knapp. „Da kam ich auf den Trichter mit dem Flohmarkt.“ Von dem Erlös konnten Fliesen, Elektrik, ja die ganze Küche konnte erneuert werden. Der Anfang war klein damals, aber er war gemacht. Inzwischen ist der Flohmarkt weiter gewachsen. Im Untergeschoss der modernen Kirche aus den 1930er Jahren stapeln sich förmlich die Gebrauchsgegenstände aller Art, zumeist aus DDR-Zeiten. Und die Gohliser sind froh, wenn sie nach langer Corona-Pause wieder stöbern können.

Als er anfing, hatte er gleich ordentlich zu tun, denn es war die Zeit der Restaurierung von Kirche, Schiff und Turm, und er da mittendrin als Hausmeister, einschließlich des Kita-Neubaus. Und dann kommt noch das Gemeindehaus in der Hans-Oster-Straße hinzu, fifty, fifty sozusagen. „Ja“, gibt er zu, „ich arbeite schon ein bissel mehr als notwendig.“ So mache er an manchen Sonnabenden nebenbei den Kirchner bei Hochzeiten und Taufen. „Das mache ich aber gern“, unterstreicht Storch, der in Stahmeln zu Hause ist. Wenn die Leute ihn ansprechen, könne er nicht nein sagen. Und es sprechen ihn viele an, auch auf der Straße.

Wenn einer so lange das Kirchenleben so innig begleitet, dann ist das schon mehr als ein Arbeitsplatz. „Ich bin ein praktischer Mensch, der die Arbeit riecht, ohne dass er hinschauen muss.“ Der 65-Jährige ist verantwortlich für die Wartung von Kirche, Gemeindehaus und den zwei Kindergärten samt Außenanlagen und Kirchturm und entscheidet selbständig, wann was zu tun ist. Von der Aussichtsplattform des schmucken weißen Turms blickt Andreas Storch aus 42 Meter Höhe auf Gohlis und die ganze Stadt herunter. Bis zum Jahresende arbeitet er weiter wie bisher. Im nächsten Jahr werde er noch drei Flohmärkte anbieten, die sind immer sonnabends und gehören zu seiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Ob sein Nachfolger das Projekt fortführen wird? Das ist die große Frage.

Der Flohmarkt liegt Andreas Storch sehr am Herzen.
Text | Foto: Marianne H.-Stars