Besuch in der Rumpelkammer – Teil 7

„Alles hört auf mein Kommando“ oder eine letzte Filmrei

Willkommen in der Rumpelkammer. Jens Rübner entführt uns heute erneut in die Welt der unvergessenen UFA-Filme. Eine Hauptrolle spielt diesmal auch wieder Leipzig.
Als das „Astoria“ Leipzig ein Grand Hotel war, herrschte Glanz und Gloria in der sächsischen Metropole. Schon zu seiner Eröffnung 1915 galt es als eins der glamourösesten Hotels in Deutschland. Es spielte mit dem Berliner „Adlon“ in einer Luxus-Liga.
UfA Stars wie Adele Sandrock, Heinz Rühmann und Johannes Heesters schlurften durch seine Gänge. Hans Albers ölte seine Seemannsstimme nicht selten mit sächsischem Bier an der Bar.
Im Jahr 1936 besuchte die 72-jährige alte Dame Adele Sandrock (1863-1937) zur hundertsten Aufführung des UfA-Films Alles hört auf mein Kommando die Stadt Leipzig. Tausende und aber Tausende erwarteten sie bereits auf dem Bahnhof. Kopf an Kopf standen die Menschen, und für den Weg vom Bahnhof zum „Astoria“, der höchstens wenige Minuten dauert, brauchte sie ganze zwei Stunden. Die Menschen waren vor lauter Freude, sie zu sehen, förmlich außer Rand und Band.
Im ersten Hause am Platze hatte ein Konditor für sie eine Überraschung vorbereitet. Sie bekam eine Torte, auf der die Worte „Alles hört auf mein Kommando. Unsere Adele“ standen.
Im Kino gab es die gleichen Ovationen wie auf dem Bahnhof, dies wiederholte sich bei jeder Vorstellung und – kaum zu glauben, aber wahr – auch in den Städten Dresden und Chemnitz.
Im Tonfilm konnte sie ab 1930 sogar ihr komisches Talent voll ausleben, wurde zum Inbegriff der preußischen Göttermutter und blieb bis zu ihrem Abtreten die grollende, aber gütige Großfürstin des deutschen Films.
In vielen wunderbaren UfA-Filmen hat sie mitgewirkt. Ich möchte besonders an Skandal um Eva, Der Kongreß tanzt, Die englische Heirat, Amphitryon oder eben Alles hört auf mein Kommando erinnern.
Köstliche Komik, wenn sie in Alles hört auf mein Kommando mit donnergrollender Stimme ihre Umgebung tyrannisiert!
Adele Sandrock blieb zeitlebens unverheiratet. Sie lebte zuletzt mit ihrer Schwester Wilhelmine zusammen in einer Wohnung in Berlin-Charlottenburg. In der Leibnizstraße 60 starb sie am 30. August 1937 an den Spätfolgen eines Oberschenkelhalsbruchs, den sie im April 1936 erlitten hatte und von dem sie sich nie mehr erholte.