Ärger über Vernachlässigung: Wann erstrahlt Mölkauer Gutspark endlich im alten Glanz?

Flanierte zur Hochzeit am 12. September 1840 das weltberühmte Musikerpärchen Robert und Clara Schumann im Guts-park Zweinaundorf durch lieblich gepflegtes Grün, kommt die historische Anlage im Leipziger Ortsteil Mölkau heute gärtnerisch eher grobmotorisch versorgt daher.
Wann kommt ein Entwicklungskonzept für den historischen Park? Eine Bürgerpetition an die Stadt Leipzig läuft gerade – siehe Kasten.
Seit geraumer Zeit beobachten Anwohner und Spaziergänger, dass dieses Fleckchen Erde samt Wäldchen nicht so sorgfältig wie einst gehegt wird. „Gewollte Renaturierung oder bald Pflege im Sinne des Erbauers?“, fragen sich die Menschen im Ort und wünschen sich von der Stadt Leipzig Klarheit.

Kulturdenkmal und schöner Park

Am 18. Februar dieses Jahres hatte die Leipziger Ratsversammlung über einen Tagesordnungspunkt zum Thema Gutspark Zwei–naundorf beraten. In dem Verwaltungsspapier wurde vorgeschlagen, die Anlage noch dieses Jahr zu vermessen. In Folge sollten 2022 denkmalpflegerische Ziele als Basis für ein späteres Entwicklungskonzept unter Bürgerbeteiligung erarbeitet werden. Das lehnte die Ratsmehrheit ab.

Enttäuschung über Ratsbeschluss

„Dieses Votum ist ein Schlag ins Gesicht vieler Mölkauer und Zweinaundorfer Bürger, welche sich ehrenamtlich für die Verbesserung der Lebensqualität in ihrem Wohnort einsetzen“, äußerte sich dazu Stadtrat Marius Beyer. Er hatte im November 2020 einen Erstantrag zur Erarbeitung eines Entwicklungskonzepts für den Gutspark auf den Weg gebracht.
Der Gutspark Zweinaundorf ist als Kulturdenkmal nach dem Sächsischen Denkmalschutzgesetz vom 3. März 1993 geschützt. Die Anlage gehört zum heutigen Stadtgut Mölkau – einst Rittergut Zweinaundorf – und ist 1324 erstmals urkundlich erwähnt worden. In den Jahren 1730 bis 1760 erhielt das herrschaftliche Gehölz unter dem Gutsherrn Dr. Thomas Wagner das Antlitz eines Englischen Gartens. Die Völkerschlacht bescherte später große Schäden. So ließ der damalige Besitzer Kammerrat David Anger das Gut samt Herrenhaus letztlich neu aufbauen.
Nach der Wende ging es 1991 an die Stadt Leipzig über. Zur Errichtung eines Ökologischen Stadtgutes wurden die Gebäude aufwendig saniert und 1998 eröffnet. 2002 übernahm ein Privateigentümer Gut Mölkau, der Park verblieb in öffentlicher Hand.

Mölkauer „Dreckecken“ ohne Pflege

Anwohnerin Sandra Alexis Kliemke berichtete im Gespräch mit Ortsblatt-Leipzig: „Ich bin 1989 geboren und in der Engelsdorfer Straße aufgewachsen, unweit des Gutsparks. Anfangs war er super gepflegt und wurde wie ein Bauernhof geführt. Meine Mutter war damals an Rekonstruktionen des gesamten Guts beteiligt.“ Selbst beruflich im Garten- und Landschaftsbau unterwegs, schilderte Kliemke weiter: „Ende der 90’er Jahre wurde dann immer weniger getan, die Tiere entweder verkauft oder geschlachtet. Es ist so traurig, dem Verfall zusehen zu müssen.“ Ihre Kritik: „Es gibt in Mölkau und auch in Zweinaundorf so viele Dreckecken, die Pflege bräuchten. Aber keiner fühlt sich verantwortlich, also verwildert es weiter…“
Im Tenor wünscht sich sicherlich nicht nur diese Mölkauerin: „Ich wäre sehr froh darüber, wenn es wie damals wieder im Stil eines Bauernhofes mit vielen Tieren und Läden gepflegt und hergerichtet würde.“ Auch im Wald müsse mitunter einiges getan werden, fuhr sie fort. „Gerade die Östliche Rietzschke müsste vom Zuckelhäuser Ring an durchweg bis zur Mündung saniert, entschlammt und neu befestigt werden.“ Ihr Vater wuchs in den 60’ern in Zweinaundorf und Mölkau auf. Er beobachte ebenso, dass seit Jahrzehnten von vielen Behörden und Organisationen nichts mehr in Sachen Garten- und Landschaftsbau /Grünflächen und Wasserschutz sowie Pflege von Gut und Wäldchen gemacht werde. Erst recht mit der Eingemeindung zur Stadt Leipzig.

Text | Foto: Anke Brod