Starke Frauen im „Luisenhaus“

In Leipzig gab es schon immer starke Frauen. So wurde hier 1865 der Allgemeine Deutsche Frauenverein gegründet, unter anderem vom Louise Otto-Peters, Auguste Schmidt und Henriette Goldschmidt.
Der Verein setzte sich für die Rechte der Frauen, Bildung und Selbstbestimmung ein und machte die Frauenbewegung überregional handlungsfähig. Damit wurde Leipzig zur Wiege der deutschen Frauenbewegung.
In der Wendezeit vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde in Bremen der „Deutsche Bund abstinenter Frauen“ gegründet, der Ende Mai 1912 auf der Generalversammlung in Freiburg im Breisgau den Beschluss fasste, in Leipzig am Fuße des im Bau befindlichen Völkerschlachtdenkmals, ein „alkoholfreies Erfrischungshaus“ zu bauen, das den Namen der Königin Luise von Preußen tragen sollte.

Die Dresdner Architekten William Lossow und Max Hans Kühne, die auch den Leipziger Hauptbahnhof planten, wurden mit dem Bau beauftragt. Bemerkenswert für die heutige Zeit: Am 11. März 1913 war Baubeginn, bereits am 18. September 1913 fand die feierliche Eröffnung statt.
Ein repräsentativer Bau mit großer Freitreppe war entstanden. Im hoch gelegenen Erdgeschoss befanden sich der Hauptssal mit Veranda und Rauchzimmer. Im Obergeschoss gab es zwei kleine Säle. Keller-, Unter- und Dachgeschoss enthielten Technik- und Betriebsräume sowie Wohnräume für das Personal.
In den ersten Jahrzehnten wurde im „Königin-Luise-Haus“ in der heutigen Prager Straße 191 eine hauswirtschaftliche Ausbildung für „wohlerzogene“ junge Mädchen angeboten. Außerdem gab es in dem alkoholfreien Kaffee- und Speisehaus einen kräftigen Mittagstisch und behagliche Kaffeestunden. Besonders beliebt waren der Spielplatz und der große schattige Garten mit Blick auf das Völkerschlachtdenkmal. Zwar waren geistige Getränke streng untersagt, aber – um Gäste anzulocken – wurde auf die Existenz eines „behaglichen Rauchzimmers“ hingewiesen.
Dieses Gasthaus stieß jedoch nicht auf große Begeisterung bei den Lepzigern und hatte mit enormen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war im „Luisenhaus“ eine Poliklinik untergebracht. Heute befinden sich nach umfangreicher Sanierung in dem Gebäude Praxen, Physiotherapie und andere Dienstleistungen. Der Name „Luisenhaus“ hat sich über all die Jahrzehnte bis heute erhalten.

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Blickfang an der Prager Straße: das „Luisenhaus“.
Foto: GG